Steven Lukas' ganzer Stolz ist sein Antiquariat, aber das Geschäft läuft mehr schlecht als recht. Doch dann entdeckt er ein ihm unbekanntes Buch in seinen Regalen. Es ist in blauen Samt eingeschlagen mit einem weißen Schwan auf dem Buchdeckel. Beim Öffnen überkommt ihn ein merkwürdiges Gefühl, das ihm im Laufe des Romans immer wieder passiert, wenn er aufschlägt. Zuerst hält er es für einen Scherz. Das gesamte Büchlein ist in einer Geheimschrift verfasst, nur der Titel ist lesbar: "Memorabilien des Theodor Marot, Assistent von Dr. Max Schleiß von Loewenfeld". Auf den beiliegenden Fotografien ist unverkennbar der Märchenkönig Ludwig II. abgebildet. Kann es wirklich dabei wirklich um über hundert Jahre alte Dokumente handeln, die vielleicht über den rätselhaften Tod Ludwig's Aufschluss geben? Doch bevor Steven näher darauf eingehen kann, wird er von unheimlichen Gestalten verfolgt, die ihm nach dem Leben trachten.
Glücklicherweise lernt er die Kunstdetektivin Sara Lengfeld kennen. Gemeinsam versuchen sie das Tagebuch des Theodor Marot zu übersetzen und begeben sich auf die Spuren Ludwigs II. Nachdem die beiden in Schloss Linderhof fast von ihren Häschern geschnappt wurden, erhalten sie auf Herrenchiemsee und Neuschwanstein Hilfe des Ludwig-Fanatikers Zöller. Doch die Verfolger sind stets auf ihren Spuren, zum einen handelt es sich dabei um die sogenannten
Guglmänner, doch auch andere wollen das Buch in ihren Besitz bringen und gehen dafür über Leichen...
Für mich war dieses Buch ein wahrer Lesegenuss! Bevor Oliver Pötzsch mit seiner spannenden Erzählung beginnt, erklärt er kurz die offizielle Version von Ludwigs Tod, doch es gibt dabei Ungereimtheiten und ziemlich viele Vermutungen darüber, wie es sich wirklich zugetragen haben könnte. In seinem Roman mischt Pötzsch die überliefertern Details mit seiner Fanatsie und heraus kommt ein spannender und interessanter historischer Mysterie-Thriller, weshalb sich das Buch schwer einem bestimmten Genre zuordnen lässt.
Wie schon in seinen Henkerstochter-Romanen bin ich auch hier total begeistert von seinem Schreibstil! Er trifft wirklich immer genau die richtige Dosis an Detaillierungen. Nie wirkt es etwas überladen oder wird dadurch langweilig. Klar, hab ich allen Schlössern vom "Kini" schon einen oder mehrere Besuche abgestattet, wodurch ich mir alles noch viel besser vorstellen und nachvollziehen konnte. Ich hab mich richtig schwer getan, das Buch aus der Hand zu legen, man fliegt förmlich über die Seiten und wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen.
Ich finde die Darstellung Pötzsch's vom Märchenkönig sehr toll! Hier wird Ludwig nicht als der verrückt und irrsinnig gewordene König dargestellt, wie so oft, sondern einfach als ein Mann, der seine Träume leben und der Wirklichkeit mit Krieg, Hass und Elend entfliehen wollte. Es wird sehr öft erwähnt, dass Ludwig einfach nicht in die Zeit, in der lebte, passte. Naja, ein paar genetische Defekte wird er wohl schon gehabt haben, weil die königlichen Familien ziemlich Inzest betrieben haben, aber irgendwie glaube ich schon, dass an Pötzsch's Beschreibungen ein Fünkchen Wahrheit ist... Zumindest kam alles sehr realitisch und nachvollziehbar rüber - außer der Schluss. An dieser Stelle muss ich echt sagen, dass ich etwas enttäuscht war! Zum einen wird dem Leser im letzten Viertel vor der Auflösung recht schnell klar, was das Geheimnis in Marots Tagebuch ist. Und die Szenen auf Falkenstein mit der total unglaubwürdigen Explosion, waren von Action so überladen und wirkten einfach nur aus den Fingern gesogen und übertrieben. Hier hatte ich das Gefühl, dass der Autor vom Verlag unter Druck gesetzt wurde und den Schluss einfach nur noch hingeklatscht hat ohne viel nachzudenken. Das fand ich wirklich sehr, sehr schade!
In seinem Nachwort erklärt Oliver Pötzsch was in seiner Erzählung der Wahrheit und was Fiktion entspricht, doch auch hier fehlte mir ein bisschen die Leidenschaft. Gut wiederrum fand ich Pötzsch's Literaturquellen, die er anschließend noch angibt. Vielleicht werd ich mir davon ja mal ein Buch zulegen
Für mich war es ein sehr spannender und interessanter Roman über den bayerischen Märchenkönig Ludwig II., der dem Leser großes Vergnügen bereitet, doch wegen dem übertriebenen Schluss und der fehlenden Leidenschaft am Ende, gibts (leider) nur
Trotzdem werde ich das Buch bestimmt mal wieder gerne zur Hand nehmen. Außerdem hoffe ich, heuer mit meinem Freund eine Tour zu den Schlössern Ludwigs Linderhof, Herrenchiemsee, Neuschwanstein, Hohenschwangau (wo er hauptsächlich seine Kindheit verbrachte), an den Starnberger See und vielleicht noch zum Königshaus am Schachen zu machen, die wir eigentlich schon für letztes Jahr geplant hatten. Vielleicht wage ich mich dann auch mal über die Marienbrücke über der Pöllatschlucht^^ Auf alle Fälle werden ich nach diesem Roman alles um Ludwig mit anderen Augen sehen.