Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.



 
StartseitePortalBuchreihenNeueste BilderSuchenUnsere PartnerforenAnmeldenLogin

 

 Hofmannsthal, Hugo von: Jedermann

Nach unten 
AutorNachricht
Ramones
Co-Admin
Co-Admin
Ramones


Weiblich

Anzahl der Beiträge : 2354

Alter : 34

Ort : in Niederbayern

Hofmannsthal, Hugo von: Jedermann Empty
BeitragThema: Hofmannsthal, Hugo von: Jedermann   Hofmannsthal, Hugo von: Jedermann Icon_minitimeDo Aug 18, 2011 6:53 am

Taschenbuch: 96 Seiten
Verlag: Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag (Januar 2000)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3150180376
ISBN-13: 978-3150180372

Klappentext
Zitat :
Jetzt habet allsamt Achtung, Leut,
Und hört, was wir vorstellen heut!
Ist als ein geistlich Spiel bewandt,
Vorladung zu Jedermann ist es zubenannt.
Darin euch wird gewesen werden,
Wie unsere Tag und Werk auf Erden
Vergänglich sind und hinfällig gar.
Der Hergang ist recht schön und klar,
Der Stoff ist kostbar von dem Spiel
Dahinter aber liegt noch viel,
Das müsst ihr zu Gemüt führen
Und aus dem Inhalt die Lehr ausspüren.
Quelle: Klappentext

Eigene Meinung:
Da man auf Erden scheinbar den Glauben an Gott verloren hat, schickt dieser den Tod als seinen Boten zu Jedermann's Haus um die Menschen daran zu erinnern.
Jedermann macht sich gerade mit einem Sack Geld auf den Weg um ein Grundstück zu erwerben um darauf einen Lustgarten für seine Buhlschaft errichten zu lassen. Unterwegs begegnet ihm ein armer Nachbar, der ihn um die Hälfte seines Geldes im Sack bittet, doch Jedermann gibt ihm lediglich einen Schilling und schickt ihn fort. Kurze Zeit später trifft er auf einen Schuldner und seine Familie. Möge ihn doch Jedermann seine Schulden erlassen, doch dieser verweigert und lässt den Mann sogar einsperren. Nur mit der Frau und den Kindern zeigt er Erbarmen und gewährt ihnen Unterkunft und Verpflegung. Da ihm nun die Lust auf einen Grundstückkauf vergangen ist, sucht er seine Buhlschaft auf. Sie führt ihn auf ein eigens für ihn veranstaltetes Fest, wo für Jedermann ein Albtraum beginnt. Er fühlt sich krank und schwach, hat Erscheinungen und hört seinen Namen rufen, bis der Tod vor ihm steht um ihn vor das Gericht Gottes zu führen. Jedermann bekommt es mit der Angst zu tun und verlangt eine Frist um sich einen Begleiter für seine Reise zu suchen, doch jeder der Gefragten nimmt reisaus, sogar sein eigenen Geld verweigert die Begleitung. Lediglich seine Werke und der Glauben geben Jedermann die Möglichkeit Gnade bei Gott zu erbitten und seine Seele so vor der Hölle zu bewahren.

Acht Jahre arbeitete Hugo von Hofmannsthal am "Jedermann", den er im September 1911 abschloss. Bereits im selben Jahr noch wurde das Stück in Berlin uraufgeführt und seit 1920 ist es fester Bestandteil der Salzburger Festspiele.

Schon beim ersten Auftritt Jedermann's ist dem Leser klar, was für den reichen Mann das Wichtigste ist: sein Geld. Und damit weiß er auch umzugehen. Sein Vermögen ist der Ersatz für seinen Glauben an Gott, den er verloren hat. Ganz hartherzig ist Jedermann aber noch nicht, wie man am Beispiel der Frau des Schuldner erkennt, obwohl er der Frau nicht ihre eigentliche Bitte erfüllt. Jedermann ist keinesfalls dumm, er ist ehrgeizig und strebsam und genießt seinen Lebensstil. Seinen Angestellten gegenüber aber verhält er sich oft aufbrausend und überheblich. Dieses Verhalten wird ihm letztendlich zum Verhängnis, er hat keinen wahren Freund, der mit ihm bis in den Tod gehen würde. Sogar sein Schatz, in Gestalt des Mammon, verweigert sich. Weiter als Personifikation treten seine Werke, seine nicht vollbrachten Taten, als kranke, schwache Frau auf und der Glaube. Jedermann wird auf Gottes Liebe hingewiesen, dass er nur seinen Glauben zurückerlangen muss, seine vernachlässigten Werke bereuen und so Gnade erhält.

Jedermann steht als Metapher für den Menschen allgemein. Der religiöse Aspekt ist eher Nebensächlichkeit, im Zentrum steht der Tod, der einem zu jeder Zeit ereilen kann, er gehört zum Leben, egal, ob man gläubig oder nicht, arm oder reich ist. Weiterer Gesichtspunkt ist das Interesse des Menschen an materiellen Dingen, was auch in der heutigen Zeit zu beobachten ist. Es sind nicht mehr Charaktereigenschaften, Freunde und Familie bedeutend, sondern das Streben nach Vermögen und Statussymbolen um die soziale Stellung zu erhöhen. Die Verrohung des Menschen ist sozusagen die Folge. Bis man am Ende seines Lebens feststellt, dass Besitz und Vermögen allein einen nicht glücklich machen und man einsam in den Tod geht. Und doch gibt es einen Zeitpunkt um seine Fehler zu erkennen und um Gnade zu bitten, womit wir wieder bei Gott wären. In Jedermann's Fall bewirkt dies eine Genesung der Werke, wodurch sie den Mann ins Grab begleiten kann.

Hugo von Hofmannsthal's berühmtestes Werk "Jedermann" hat an Aktualität nichts verloren! Ein großartiges Theaterstück, das den Leser und auch den Zuschauer zum Nachdenken anregt. Manchmal fand ich zwar den Satzbau etwas schwer verständlich, doch an sich hat mir "Jedermann" wirklich gut gefallen!

Demnächst wird die Inszenierung des Stücks bei den Salzburger Festspielen im Fernsehen übertragen, darauf ich bin schon neugierig.
Nach oben Nach unten
 
Hofmannsthal, Hugo von: Jedermann
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Charity´s Forum für Jedermann grüsst euch herzlich

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
 :: Bücher nach Genres :: Klassiker-
Gehe zu: