Taschenbuch: 496 Seiten
Verlag: List Taschenbuch (15. April 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548610250
ISBN-13: 978-3548610252
Originaltitel: Tell-Tale
Klappentext - Zitat :
- Endlose Gänge. Schwere Schritte.
Kinder weinen.
Eine Zeugin sagt aus - und muss für immer untertauchen...
Jahre später: Nina führt mit Mick und Tochter Josie ein sorgloses Leben. Bis ein Mann auftaucht, und Ninas Vergangenheit auf einmal wieder lebendig wird. Doch dann gerät Josie in Gefahr, und Nina steht vor dem schwersten Weg ihres Lebens!
Quelle: Buchrücken
Eigene MeinungAllein der Titel und das Coverbild, ein kleines Mädchen mit roten Haaren und Sommersprossen, den Kopf auf den Händen stützend, mit traurigem, gesenktem Blick, lässt dem Leser das Thema des Buches bereits erahnen. Der Klappentext bestätigt die Vermutung endgültig.
Im Prolog sehen wir einem Mädchen oder einen jungen Frau zu, wie sie von einer Brücke in den Fluss springt. Ist der Selbstmord vielleicht inszeniert? Wird sie diesen Sprung überhaupt überleben? Das wird nicht verraten...
Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Sicht von drei verschiedenen Personen. Von zweien in der Vergangenheitsform und die dritte in der Gegenwart.
Da ist zum einen Nina, die scheinbar ein Bilderbuchleben führt. Erfolg im Job, nach über 20 Jahren immer noch glücklich mit Mick verheiratet, ein eigenes kleines Häuschen mit Garten und ihr ganzer Stolz ist die gemeinsame, 15-jährige Tochter Josie. Nina könnte icht glücklicher sein, doch dann häufen sich merkwürdige Geschehnisse und ein Mann taucht plötzlich auf und ihre Vergangenheit, die Nina schon fast vergessen hat, holt sie wieder ein...
Wir lernen Ava kennen, deren überforderter, alkoholabhängiger Vater sie nach dem Tod der Mutter in ein Kinderheim steckt. Dort gehen merkwürdige Dinge vor sich, Kinder verschwinden mitten in der Nacht und tauchen meistens nie mehr auf. Auch Ava wird eines Tages in das verbotene Zimmer verschleppt - und kehrt zurück, doch ihr Leben ist endgültig zerstört, bis die kleine Betsy in ihr Leben tritt. Ava schöpft neuen Lebensmut und kümmert sich wie eine Mutter um das Kleinkind. Trotzdem kann sie nicht verhindern, dass Betsy immer öfter nachts fortgebracht wird. Als sie am Tag ihrer Volljährigkeit mit Betsy fliehen will, muss die junge Frau Schreckliches mitansehen und endlich bricht sie ihr Schweigen...
Die dritte und zugleich geheimnisvollste Person im Buch ist Frankie, die gerade ihren Dienst als Assistentin der Hausmutter in einem Internat antritt. Von Anfang an ist klar, dass sie dort unter einer falschen Identität arbeitet. Doch was erhofft sie sich während ihres Aufenthalts? Das möchte auch Adam, einer der Lehrer herausfinden, was aber gar nicht so einfach ist, weil Frankie mehr als verschlossen ist. Adam legt seine Karten offen auf den Tisch, denn auch er verbirgt ein Geheimnis und die Frau muss bald erkennen, dass eine Verbindung zwischen ihnen beiden besteht. Nach langem Zögern vertraut sich Frankie dem Geschichtslehrer an...
Ganz klar, dieses Buch handelt von Kindesmissbrauch. Ich war positiv überrascht, wie behutsam sich die Autorin an dieses Thema heranwagt. Bis ungefähr zur Hälfte, könnte man die Andeutungen auch zweideutig verstehen und doch ist dem Leser von vornherein das Thema unmissverständlich klar. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich und bildhaft. Doch keine Angst, bei Geschehnissen im verbotenen Zimmer und ähnlichem, verzichtet Sam Hayes komplett auf Details, beschränkt sich auf Gefühle und beschreibt nur das Wesentliche. An diesen Stellen überlässt sie es dem Leser selbst, wie weit er mit seinen Gedanken gehen möchte, was ich wirklich fair finde. Trotzdem wird man auf erschreckende Weise mit dem Thema konfrontiert. Die Autorin schafft eine Atmosphäre, eine Spannung, wie sie nervenzerreißender nicht sein könnte. Mir krampften sich während des Lesens die Eingeweise regelrecht zusammen! Wie können manche Menschen - nein, herz- und seelenlose Monster trifft es wohl besser - Kindern oder überhaupt anderen Menschen solches Leid zufügen? Das wird man wohl nie auch nur ansatzweise verstehen können... Manchmal wollte ich gar nicht mehr weiterlesen, doch irgendwie konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, da immer ein noch so kleiner Funken Hoffnung bestand, es könnte sich alles noch zum Guten wenden, vor allem in Hinsicht auf Betsy und Ava.
Etwas gestört bei "Das verbotene Zimmer" haben mich die schnell hintereinander folgenden Zeitsprünge. Jedes Kapitel handelt abwechselnd von Nina, Ava oder Frankie. Obwohl die Kapitel manchmal sehr kurz gehalten sind, kommt man noch recht gut damit klar, da eine ersichtliche Abtrennung besteht. Aber im letzten Viertel des Buches machte die Autorin Zeitsprünge innerhalb eines Kapitels hin und her, was manchmal Verwirrung hervorruft, da teilweise sogar auf Absätze verzichtet wurde. Eine Szene zum Schluss hin, wirkte auf mit etwas zu konstruiert und überladen. Es erinnerte eher an einen Ausschnitt aus einem Actionfilm und Rechtschreibfehler hab ich auch zwei bis drei entdeckt, das aber nur am Rande bemerkt.
Ständig fragte ich mich, was Sam Hayes mit diesem Buch bezwecken will, weil es sich eigentlich wie ein Unterhaltungsroman liest, was ich hinsichtliches des Themas aber etwas makaber gefunden hätte. Im letzten Kapitel wird der Apell doch deutlich hervorgehoben. Niemand, wirklich absolut niemand, weder Opfer noch Außenstehender bzw. Zeuge, darf in solchen Situationen wegschauen und sich in Schweigen hüllen!!! Man muss diese Ungerechtigkeit in die Welt hinausschreien und darauf aufmerksam machen! Die Täter dürfen nicht ungestraft davon kommen! Es mag sehr, sehr viel Mut kosten über Dinge wie Missbrauch zu reden, aber es gibt immer jemanden, den man sich anvertrauen kann, der einem hilft und so noch mehr Leid verhindern kann!!!