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 Pötzsch, Oliver: Der Hexer und die Henkerstochter

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Pötzsch, Oliver: Der Hexer und die Henkerstochter Empty
BeitragThema: Pötzsch, Oliver: Der Hexer und die Henkerstochter   Pötzsch, Oliver: Der Hexer und die Henkerstochter Icon_minitimeMi Mai 23, 2012 5:25 am

Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (16. April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 354828115X
ISBN-13: 978-3548281155

Klappentext
Zitat :
Wer ist der geheimnisvolle Mörder, der im Kloster Andechs sein Unwesen treibt?
Mit leblosen Augen blickte der Mann auf das Häuflein Pilger, das sich im Gewitter durch den Regen kämpfte - ihr Glaube war so stark, dass man ihn förmlich spüren konnte. Hier oben im Turm fühlte er ihn am stärksten, wie einen Blitzstrahl, wie einen Finger des Himmels, der ihn mit göttlicher Kraft versah. Lange hatte er darüber nach gegrübelt, wie er seinen Traum erfüllen konnte. Nun stand er kurz vor dem Ziel...
Medicus Simon Fronwieser und seine Frau Magdalena, die Henkerstochter, pilgern im Winter 1666 zum Kloster Andechs. Als ein Mord geschieht und kurz darauf der mysteriöse Frater Virgilius verschwindet, ahnen sie Böses. Gemeinsam mit Jakob Kuisl, dem Henker, mach sie sich auf die Suche nach einem wahnsinnigen Mörder...
Quelle: Buchrücken

Der letzte Wegabschnitt zum Kloster Andechs stellt die Schongauer Pilger vor eine Herausforderung. Ein starkes Gewitter ist aufgezogen und mehr als einmal schlägt der Blitz in unmittelbarer Nähe ein. Die Menschen suchen Schutz, auch Magdalena, die Henkerstochter und ihr Mann, der Schongauer Bader Simon Fronwieser, doch dann sind sie plötzlich von hungernden Wölfen umringt. In letzter Sekunde werden sie von einem Mönch namens Johannes gerettet. Eigentlich wollten Simon und Magdalena nur nach Andechs pilgern um Gott für die letzten glücklichen Jahre und die Genesung ihrer beiden Söhne zu danken, doch kurz nach ihrer Ankunft werden einige Ordensbrüder tot aufgefunden. Man bezichtigt den Apotheker Frater Johannes des Mordes. Als Magdalena herausfindet, dass der Verurteilte ein alter Freund ihres Vaters ist, steht fest, dass nur noch Jakob Kuisl seinen besten Freund vor dem Galgen retten kann. Die Suche nach dem wahren Mörder gestaltet sich schwierig. Simon muss sich um die vielen plötzlich erkrankten Pilger kümmern, Magdalena sich um ihre Söhne, die ihr Vater aus Schongau mitgebracht hat und Jakob Kuisl macht sowieso was er will. Außerdem scheint es jemand auf die drei Schongauer abgesehen zu haben und das Gerücht geht um ein Golem treibe in den unterirdischen Gängen des Klosters sein Unwesen. Das nahende Fest zu Ehren der Heiligen Drei Hostien scheint gefährdet zu sein. Simon, Magdalena und der Henker sind fester denn je entschlossen die vielen Rätsel zu lösen und den wahren Mörder zu überführen, dabei geraten sie mehr als einmal in Lebensgefahr...

Zunächst sollte Oliver Pötzschs vierter Roman um die Schongauer Henkerstochter ja als Taschenbuch erscheinen. Umso überraschter war ich als es plötzlich einige Wochen vor dem Erscheinungstermin als gebundene Ausgabe vorbestellbar war. Da es preislich in einem angemessenen Rahmen liegt und ich meine Neugier endlich stillen wollte, habe ich es mir gekauft, obwohl es schade ist, dass es so nicht zu den Vorgängerbänden passt. Außerdem sind meiner Meinung nach die Buchdeckel für ein Hardcover viel zu dünn und biegsam und die Covergestaltung wirkt nicht stimmig, sondern wahllos zusammengewürfelt (die kniende Frau kenne ich bereits von einem anderen Buchcover). Der in Leinen gebundene Buchrücken ist ganz nett. Der zweifarbige Druck des Buches gefällt mir allerdings sehr gut. Jedes Kapitel beginnt mit einem kunstvollen Letter in Rot und die Seitenzahlen sind von roten Ornamenten umrahmt. Zu Beginn der Geschichte finden sich noch eine Übersichtskarte des Kloster Andechs, eine Karte der Umgebung des Ammersees, sowie eine Liste der "Dramatis Personae".

Im Prolog wird der Leser Zeuge des Mordes an Johannes' Gehilfen Coelestin. Warum der junge Novize sterben musste bleibt vorerst ein Rätsel. Seit ihrer Heirat sind einige Jahre vergangen und Magdalena und Simon sind mittlerweile Elter zweier Söhne, dem zweijährigen Paul und dem dreijährigen Peter. Nach den ersten Szenen ist bereits klar, dass die beiden nichts als Flausen im Kopf haben, aber die Enkel sind Jakob Kuisls ganzer Stolz. Auf dem Weg nach Andechs trifft der Henker im Wald auf eine alte Frau, die ihm ein schlimmes Unglück prophezeit, doch bevor dieses Geheimnis gelüftet wird, spannt Oliver Pötzsch seine Leser auf die Folter.

Wieder hat sich der deutsche Autor einen interessanten Schauplatz für seinen vierten Band ausgesucht, ebenso was die Hintergründe der Morde und mysteriösen Vorfälle betrifft. Man erfährt viel Geschichtliches über das Kloster Andechs, sowie die dort verwahrten Reliquien. Der "Andechser Klosteralmanach" im Anhang fasst zusätzlich noch einmal die wichtigsten historischen Aspekte zusammen. Das Hintergrundthema beschäftigt sich unter anderem mit der Erforschung von Blitzen. Auch dies fand ich sehr interessant. Frater Johannes sucht nach einer Möglichkeit Blitze abzuleiten um so das Kloster vor weiteren verheerenden Bränden zu schützen, doch es gibt jemanden, der Johannes' Wissen für eigene Zwecke nutzen möchte und sogar vor Mord nicht zurückschreckt. Frater Virgilius widmet sich ebenfalls einer zur damaligen Zeit nicht alltäglichen Wissenschaft, nämlich dem Bau von Automaten. Dies hat mich sehr überrascht, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Mechanik zu dieser Zeit schon so fortgeschritten war. Oliver Pötzsch ahnte scheinbar, dass manche Leser dies nicht ganz glaubwürdig finden würden und belegt die Tatsache, dass man sich bereits relativ früh in der Menschheitsgeschichte mit Automaten beschäftigt hat, mit einem konkreten Beispiel. Bei genauerer Überlegung ist es auch gar nicht so abwegig, schließlich gab es schon Uhren und Musikautomaten, warum sollte man also auch nicht eine Art Roboter konstruieren können. Typisch allerdings war, dass das einfache Volk alles, was es nicht verstand oder erklären konnte, als Hexenwerk bezeichnete. Diesen Konflikt zwischen den glaubensorientierten Bürgern und der Wissenschaft stellt Oliver Pötzsch gut dar.

Leider hat man spätestens nach der Hälfte des Romans eine Ahnung, wer der Täter ist. Es gibt zwar noch einige Überraschungen, trotzdem hat es mir etwas an Spannung gefehlt. Hinzu kommen zwei Szenen, die absolut keine Glaubwürdigkeit besitzen, so kann ein Mensch, der einen Sturz vom Kirchturm "nur" mit völlig verdrehten Gliedmaßen überlebte, plötzlich eine Botschaft auf ein Stück Papier schreiben. Außerdem züngeln niemanden Flammen aus den Ohren oder man mutiert zu einer menschlichen Fackel, wenn man vom Blitz getroffen wird. Diese Übertreibungen sind schon ziemlich krass.

Davon abgesehen ist "Der Hexer und die Henkerstochter" aber ein würdiger Nachfolger der Vorgängerromane. Ich mag Oliver Pötzschs lockeren Schreibstil, sowie seine facettenreichen Charaktere von denen der ein oder andere für Auflockerung sorgt. Leider endet das Buch sehr traurig, denn die Prophezeiung der Alten aus dem Wald bewahrheitet sich.

Für mich ist es bis jetzt der schwächste Band der Reihe, da sich die Spannung teilweise in Grenzen hält, doch alles in allem ist "Der Hexer und die Henkerstochter" sowieso ein Muss für alle Fans, aber auch für alle anderen, die gerne historische Unterhaltungsliteratur mit wissenswerten Hintergrund lesen, empfehlenswert!

4 Sterne
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