Larsson, Stieg: Millenium 1 - Verblendung

Redaktion: Knut Krüger
Originaltitel: Män Som Hatar Kvinnor (Millennium 1)
Originalverlag: Norstedts
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 688 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-01181-6
Verlag: Heyne
Erscheinungstermin: 01. März 2006

Klappentext

Zitat :

Was geschah mit Harriet Vanger? Während eines Familientreffens spurlos verschwunden, bleibt ihr Schicksal jahrzehntelang ungeklärt. Bis der Journalist Mikael Blomkvist und die Ermittlerin Lisbeth Salander recherchieren. Was sie zu Tage fördern, lässt alle Beteiligten wünschen, sie hätten sich nie mit diesem Fall beschäftigt.

Quelle: Buchrücken

So, mit dem ersten Band bin ich jetzt fertig und bin froh drüber. Nachdem der Autor zu Anfang mehr als ausführlich alle Hauptpersonen beschrieben hat, passiert auf den ersten 300 Seiten schon mal gar nichts. Ich fands einfach nur langweilig und es vergeht kein Kapitel in dem nicht mindestens einmal sexuelle Handlungen geschehen. Da hab ich mich schon gefragt, ob ich noch das richtige Buch in der Hand habe...
Der Held des Buches Mikael Blomkvist, Mittvierziger, ist der total Frauenschwarm, dem sich so ziemlich jede Frau, der er begegnet, zu Füßen wirft und mit ihm ins Bett steigt. Ich finde das Frauenverachtend und sowas kann Männerphantasien entsprungen sein, die Frauen natürlich so am liebsten haben: stets willig und bereit, aber ansonsten völlig anspruchslos. Und so wie der Autor im ganzen Buch darauf eingeht, kommt mir das schon krank vor. Interessanter ist da die Figur der Lisbeth Salander, die aber auch wieder auf Klischees von Hackern beschrieben wird: hochbegabte IT-Freaks mit mangelndem Unrechtsbewußtsein und praktisch fehlender sozialer Kompetenz. Und wie auch anders zu erwarten, richtet der Sex es auch hier...
Ab Seite 350 kommt dann endlich mal etwas Fahrt in die Geschichte und es wird spannend. Und endlich geht es um den eigentlichen Kern der Krimigeschichte: um das mysteriösche Verschwinden der Harriet Vanger. Und was die beiden Ermittler zu Tage befördern lässt einem schon den Atem kurz stocken. Aber wie gesagt, nur kurz und die Geschichte wird etwas durchsichtig. Nachdem dann die Geheimnisse der Familie Vanger geklärt wurden, geht es noch ca. 100 Seiten weiter bevor der Autor zum Schluss kommt. Auf diesen Seiten kommt wieder die Langeweile zurück.
Alle Handlungen im Buch ziehen sich über Monate dahin, aber beim Lesen kam es mir so vor, als hätten es genauso Tage sein können und genauso gut hätte man das Buch auch auf die Hälfte der Seiten schreiben können.
Ich kann absolut nicht verstehen, was dieses Buch zu einem Bestseller machen soll... Die Story um das Verschwinden des Mädchens ist ganz okay, aber an der Umsetzung hapert es ziemlich. Ich bin echt enttäuscht von dem Buch und um das Geld ist es auch schon fast schade. Empfehlen würde ich es niemanden, aber muss jeder selber wissen, ob er es lesen will oder nicht. Ist hald meine Meinung dazu und jetzt will ich mal hoffen, dass der zweite Band etwas besser ist...

Das hört sich ja gar nicht gut an

Hab schon von so vielen gehört, dass dieses Buch total der Reinfall sein soll, du hast mir jetzt diese Vermutung auch noch bestätigt, dem zur Folge werde ich mir diese Triologie wohl nicht zulegen

Ich hab das Buch gelesen, und das ist wirklich spannend! Man kommt kaum davon los, ein ziemlich guter Thriller; allerdings sind die ganzen Personen, die schwediche Namen haben schwer zu unterscheiden, da es so viele sind; in meiner Ausgabe war zum Glück hinten eine Familientafel. Auch mit den vielen Journalisten und Polizisten kommt man nicht so gut zurecht. Teilweise sind die Handlungen wirklich grausam geschildert, es handelt schließlich im einen rechtsradikalen Sadisten, der viele Frauen auf grausamste Weise quält und hinrichtet - eher nichts für späte einsame Abendstunden.
Trotzdem kommt man davon nicht los und kann es kaum beiseite legen, was auch an der Protagonistin Lisbeth Salander liegt, die eine einmalige Persönlichkeit ist, so eine Frau habe ich in der Literatur noch nicht gelesen

Hab deine Buchrezension jetzt euch zum Buch dazu getan
Schön, dass es dir so gut gefallen hat! Bei mir war leider das Gegenteil der Fall, siehe meine Bewertung weiter oben...

@Ramones: Also ich kann mich deiner Meinung leider auch nicht anschließen. Ich fand das Buch echt super, auch wenn es ab und zu ein bisschen kürzer sein Könnte

Ich habe das Buch mittlerweile ein zweites Mal gelesen und eine neue Rezension dazu verfasst:

Jahr für Jahr erhält Henrik Vanger zu seinem Geburtstag eine schöne, gepresste Blume hinter Glas, wie er sie einst von seiner Nichte Harriet bekam. Doch Harriet gilt als tot; vor Jahrzehnten verschwand das Mädchen bei einem Familientreffen und es fand sich nie eine Spur von ihr. Einen letzten Versuch will der alte Mann noch unternehmen, in der Hoffnung, ihr Schicksal vielleicht doch noch aufzuklären, dazu holt er sich den Journalisten Mikael Blomkvist zu Hilfe. Dieser wurde vor kurzem zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, da Mikael einen Artikel über den Großindustriellen Hans-Erik Wennerström veröffentlichte, den er anhand fingierter Beweise verfasste. Da somit sein Ruf in der Branche angeschlagen ist, erklärt sich Mikael bereit, den Auftrag von Henrik Vanger anzunehmen. Fast gedenkt er nach einer Weile anzubrechen, da er nur auf der Stelle tritt, doch dann fallen ihm Details ins Auge, die den polizeilichen Ermittlungen bis heute verborgen waren. Zur Unterstützung holt sich der Journalist Lisbeth Salander, eine Meisterhackerin. Gemeinsam befördern sie immer mehr interessante Neuigkeiten zu Tage und als Mikael bedroht wird, steht fest, dass sie einem brisanten Geheimnis auf der Spur sind. Lisbeth und Mikael lösen das Rätsel um Harriet's geheimnisvolles Verschwinden und entlarven einen Serienmörder, der für den Tod zahlreicher Frauen verantwortlich ist. Niemand hätte auch nur ansatzweise von den Grausamkeiten geahnt, die sich vor ihrer Haustür abspielten. Doch das ist nicht alles, Lisbeth stöbert in Wennerströms Privatsphäre und Mikael kann sich endlich an seinen Widersachern rächen und das Magazin "Millennium" vor dem Zerfall retten.

Nun habe ich den ersten Band von Stieg Larsson's Millennium-Trilogie ein zweites Mal gelesen. Ich bin froh darüber und habe meine Meinung dazu noch einmal überdacht.

Nach dem Prolog, der auf das Hauptthema des Buches hinweist, hält der Autor zwar die Spannung stets auf gleichem Niveau, unterbricht diese aber relativ häufig durch mehr als ausführliche Beschreibungen von Personen und Situationen. Dadurch wirkt die Geschichte etwas zäh, doch genau im richtigen Moment kommt schließlich etwas Überraschendes zu Tage, das zum Weiterlesen anregt. Richtig spannend fand ich die Auflösung um Harriet's Verschwinden - und das, obwohl ich den Ausgang eigentlich schon kannte! Selbst die darauffolgenden über hundert Seiten, in denen es hauptsächlich um Mikael's Rache an Wennerström geht, fand ich nicht mehr langweilig, sondern ganz interessant zu verfolgen. Wahrscheinlich, weil ich jetzt einfach die wirtschaftlichen Situationen und Beschreibungen besser verstanden habe und nachvollziehen konnte.

Lisbeth ist ein sehr außergewöhnlicher Charakter. Sie ist wirklich hochintelligent, aber - wie so oft hochbegabten Menschen nachgesagt wird -, fehlt ihr die soziale Kompetenz. Sie lebt in den Tag hinein, macht was sie will und lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Beeindruckt hat mich allerdings ihre Reaktion auf die Vergewaltigung durch ihren Betreuer. Mit diesem Perversling hatte ich absolut kein Mitleid, geschah ihm nur recht. Was Lisbeth jedoch dazu verleitet hat mit Mikael zu schlafen, kann ich nicht nachvollziehen. Keine Ahnung, was der Mann an sich hat, dass sich ihm die Frauen reihenweise zu Füßen legen, aber das muss schließlich jede für sich selbst wissen - genau wie im richtigen Leben. Larsson bedient sich gerne einigen Klischees und von allen Charakteren fand ich ehrlich gesagt niemanden, der mir hundertprozentig sympathisch war, doch dass Lisbeth ein Geheimnis hat, steht außer Frage und ich bin gespannt zu erfahren, welches es ist!

Im Allgemeinen fand ich die Sexszenen dieses Mal gar nicht so dominierend und wenn man bedenkt, dass sich die komplette Geschichte über ein Jahr erstreckt, sind es eigentlich auch gar nicht so viele.

Am meisten gefallen an "Verblendung" hat mir Stieg Larsson's Schreibstil, der auf etwas anspruchsvollere Leser abzielt. Die Mischung aus mörderischen und wirtschaftlichen Krimi ist ganz in Ordnung, man hätte es aber manchmal vielleicht etwas spannender gestalten und übergenaue Beschreibungen weglassen können.

Da ich den Roman jedoch trotz eines zweiten Mal Lesens einen Tick spannender fand und die wirtschaftlichen Begebenheiten verstanden habe, erhöhe ich meine Wertung um einen Stern und vergebe nun