Im Moment hat es Alex Cold aus Californien nicht gerade leicht: Seine Mutter ist schwer krebskrank und muss zur Behandlung in eine Klinik in Texas, deshalb wird er allein nach New York zu seiner verrückten Großmutter Kate geschickt. Stundenlang wartet er am Flughafen auf sie, die ihn abholen wollte, doch sie taucht nicht auf und schließlich irrt Alex allein durch New York auf der Suche nach Kates Wohnung, wo ihm auch noch sein Rucksack gestohlen wird. Als wär das noch nicht genug, muss er seine Großmutter auch noch auf eine Expedition in den Amazonas-Dschungel begleiten, wo sie ein riesenhaftes yetiähnliches Ungeheuer, genannt die "Bestie", aufspüren sollten. Zum Expeditionsteam gehören neben Alex, Kate Cold und ihren zwei Fotografen, der berühmte überhebliche, aber ängstliche Professor Leblanc, Dr. Omayra Torres, die die Indianer impfen möchte, der Reiseführer César Santos mit seiner Tochter Nadia und ein paar Halbindianer.
Von Anfang an ist Alex von Nadia fasziniert, die mit Tieren sprechen und verschiedene Indiandersprachen kann.
Kurz vor Aufbruch belauschen die beiden ein Gespräch zwischen Hauptmann Ariosto und Carías, einem habgierigen Unternehmer, die das Gebiet der Nebelmenschen, einem bisher unbekannten Indianerstamm, erobern wollen. Angeblich haben sie einen ihrer Männer unter das Expeditionsteam geschleust.
Mitten im Dschungel werden Alex und Nadia von den Nebelmenschen entführt, da sie auserwählt sind, das Volk vor den Nahab (Fremde) zu retten. Gemeinsam mit dem Schamanen Walimai begeben sie sich in die Stadt der wilden Götter in der Nadia drei kristallene Eier und Alex das Wasser des Lebens für seine Mutter zu finden gedenken. Behilflich sind ihnen dabei ihre Totemtiere Aguila (Adler) und der König des Dschungels, der Jaguar.
Zurück im Dorf der Nebelmenschen müssen sie feststellen, dass sich das Indianervolk in größter Gefahr befindet. Werden Alex und Nadia die Nebelmenschen retten können?
Mit sehr viel Fantasie hat Isabel Allende einen schönen Jugendroman geschrieben. Sie macht den Unterschied von Stadtmenschen und Dschungelbewohnern sehr deutlich. Der Kontrast von Großstadtbewohnern wie Alex, Kate Cold und Professor Leblanc zu dem Indianerstamm ist immens und am Ende fragt man sich, wer eigentlich hier als primitiv zählt. Neben den Abenteuern von Alex und Nadia, durch die sie reifer und erwachsener werden, kommt eine handfeste Verschwörung hinzu und es macht Spaß zu rätseln, wer dahinter stecken könnte.
Gut gefallen hat mir, dass die Protagonisten sehr schön mit Stärken, aber auch Schwächen ausgestattet wurden, das macht sie sehr symphatisch. Kate Cold, zum Beispiel, gibt immer die toughe und unzugängliche Frau, doch unter ihrer rauen Schale hat sie ein weiches Herz und Nadia muss ihre Höhenangst überwinden, was sehr viel Mut erfordert.
Es macht Spaß, sich in die geheimnisvolle Welt des Amazonas mitnehmen zu lassen, auch wenn mir manchmal etwas mehr Spannung lieber gewesen wäre. Der Schluss ist leider ziemlich kurz gehalten, weist aber gleichzeitig auf den zweiten Band hin.
Jugendliche bis 14 Jahren kommen mit "Die Stadt der wilden Götter" auf alle Fälle auf ihre Kosten und auch für Erwachsenen bietet es ein kurzweiliges Lesevergnügen!