David Martíns Traum ist es, ein großer Schriftsteller zu werden, doch noch veröffentlicht er Schauerromane unter einem Pseudonym bei einem ausbeuterischen Verlag. Immer wieder erhält er Briefe von einem geheimnisvollen Verleger namens Andreas Corelli, der von seinen Romanen begeistert ist und David immer wieder das Angebot macht für ihn zu arbeiten, ohne jedoch genauere Details zu nennen. Nach einiger Zeit entschließt sich der junge Mann das Angebot anzunehmen ohne zu ahnen welche Auswirkungen dies auf sein Leben haben wird. Dieses scheint unweigerlich mit der Vergangenheit verbunden zu sein, die sich in dem mysteriösen Haus abgespielte, das sich David vor Jahren gekauft hat. Als unschuldige Menschen sterben müssen bleibt für den Autor nur noch eins: Kämpfen!
Der poetisch klingende Titel sowie die Covergestaltung gefallen mir, wie beim ersten Teil auch, wieder sehr gut. Nachdem mich der Vorgängerband so begeistert hat, waren meine Erwartungen an den zweiten Band um den "Friedhof der vergessenen Bücher" entsprechend hoch gesteckt, doch leider wurden diese nicht ganz erfüllt.
Die Geschichte um den verzweifelten Autor David Martín in "Das Spiel des Engels" ist zeitlich vor den Ereignissen in "Der Schatten des Windes" angesiedelt. Typisch ist wieder Zafóns Schreibstil, der den Leser sofort in den Bann zu ziehen vermag, doch dieses Mal habe ich die großartige Wortgewalt vermisst.
Für die Protagonisten David Martín, seinen Freund Vidal und Cristina, in die David unglücklich verliebt ist, konnte ich wenig bis gar keine Sympathie aufbringen. David lebt für die Literatur, dafür vernachlässigt er geliebte Menschen, wirkt dadurch manchmal arrogant und tritt fremden Menschen herblassend gegenüber, so wie seiner späteren Assistentin Isabella. Das junge Mädchen hingegen, welche so gerne Schriftstellerin werden möchte, war eine der ersten Personen, die ich ins Herz geschlossen habe. Vor allem gefallen mir ihre Hartnäckigkeit mit der sie David dazu bringt, sie zu seiner Assistentin zu machen und ihrem Traum ein Stück näher zu bringen. Außerdem ist Isabella sehr hilfsbereit, das Wohl anderer Menschen liegt ihr sehr am Herzen, auch wenn sie dafür selbst ein Stück kürzer treten muss. Vidal sorgt sich stets um seinen Freund David - zumindest auf den ersten Blick -, doch letztendlich stellt sich heraus, dass er ganz seines Vaters Sohn ist. Die Rolle von Cristina ist zwar tragisch, doch finde ich ihre Figur schwach und stellenweise überflüssig. Die Figur des Andreas Corelli ist und bleibt mysteriös. Man kann den Verleger und seine Absichten schlecht einschätzen. Umso mehr Freude überkam mich, als "alte" Bekannte auftauchten: Senor Sempere und sein Sohn - oder besser gesagt Davids (aus "Der Schatten des Windes") Vater und Großvater. Die Buchhandlung der Semperes spielt auch hier eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Man lernt Daniels Vater besser kennen, wodurch sich einige Handlungen in "Der Schatten des Windes" besser nachvollziehen lassen. Ebenso hat mich die Bekanntschaft mit Daniels Mutter gefreut.
Stellenweise ähnelt die Geschichte dem Vorgängerband, doch sie ist spannend zu lesen und es herrscht eine düstere Atmosphäre, die den Leser mitreißt. Zafón lässt etwas mehr Fantasy-Elemente miteinfließen und schafft es auch wieder, dass der Roman nach Beendigung den Leser nicht so schnell loslässt. Zum Schluss konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich endlich Antworten auf all die Fragen haben wollte, die sich im Verlauf aufgetan haben. Aber die Antworten kamen nicht - zumindest schien dies im ersten Moment so -, doch nach einigen Überlegungen wurde mir klar, dass sich die Lösungen geschickt versteckt im ganzen Buch befinden und man sie eigentlich bereits gelesen hat. Wie bei einem Puzzle muss man nur die richtigen Bruchstücke finden und zusammensetzen bis sich ein Ganzes ergibt. Dies ist Zafón äußerst gut gelungen und zeugt davon, dass auch wirklich mehr hinter der Geschichte steckt.
"Das Spiel des Engels" ist ein weiterer lesenswerter Roman aus der Feder von Carlos Ruiz Zafón, dem zwar die erwartete Wortgewalt fehlt, doch nichts von der mitreißenden Atmosphäre und der Leidenschaft des Autors einbüßt und eine gelungene Verbindung zu "Der Schatten des Windes" darstellt!