"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt." Schon der erste Satz aus Kafkas berühmter Erzählung vermittelt schlagartig die Irritation, die sich in das Verhältnis zur empirischen Wirklichkeit eingeschlichen hat, die die problematische Schnittstele äußerer und innerer Realität bestimmt.
Quelle: Buchrücken
Eigene Meinung Als ein junger Mann namens Gregor Samsa eines Morgens aufwacht, muss er mit Erschrecken feststellen, dass er die Gestalt eines Käfers angenommen hat. Träumt er etwa noch? Er versucht seinen Verpflichtungen, seinem Beruf, nachzukommen, da er schon um einige Stunden verschlafen hat, doch dazu muss er erst einmal auf dem Käferrücken liegend auf die Beine kommen. Seine Familie reagiert fassungslos auf seine Verwandlung und wendet sich immer mehr von ihm ab. So fristet er ein Dasein in den vier Wänden seines Zimmers und ernährt sich von Küchenabfällen, da sich auch seine Essgewohnheiten zu denen eines Insekts entwickelt haben. Doch Gregor Samsa erfährt nicht nur die Schattenseiten, die seine neue Gestalt mit sich bringt, er ist jetzt nämlich in der Lage Wände hochzukriechen und sogar kopfüber an der Decke zu hängen. Trotzdem leidet er sehr unter der Ablehnung und dem Ekel, den ihm seine Eltern und die Schwester entgegenbringen. Da Gregor bisher Haupternährer der Familie war, droht ihnen nun der finanzielle Ruin. Vater, Mutter und Schwester müssen deshalb hart arbeiten und nehmen Untermieter in ihre Wohnung auf. Als diese hinter das Geheimnis der Familie kommen, kommt es zum Konflikt zwischen den Protagonisten...
Zu Beginn des Buches teilte mir meine Schwester mit, dass ich keine Erklärungen zu den geschriebenen Begebenheiten erwarten darf und recht hat sie behalten. Kafka klärt den Leser keineswegs auf, warum sich ein Mann plötzlich über Nacht in einen Käfer verwandelt. Man mag dies als Kritikpunkt ansehen, doch andererseits lässt Kafka so jede Menge Interpretationsmöglichkeiten offen. Soll die Verwandlung in ein Insekt eine Strafe darstellen? Oder stellt es vielleicht die Versinnbildlichung einer schweren Krankheit dar mit der sich Gregor abfindet, aber nicht seine Familie, die ihn deshalb einfach seinem Schicksal überlässt? Dies waren meine Hauptgedanken zu Kafkas Kurzgeschichte "Die Verwandlung" und es lassen sich noch unzählige weitere Bedeutungen finden. Außerdem stellte sich mir die Frage, wie sich Eltern plötzlich von einem Tag auf den anderen vom geliebten Sohn abwenden können, aufgrund einer äußerlichen Veränderung. Ist es wegen der Schulden, die der Junge nun nicht mehr bei seinem Vater abbezahlen kann? Lediglich die Schwester kümmerte sich anfangs noch um sein Wohl, doch auch sie folgte kurze Zeit später dem Beispiel der Eltern. Nutzten sie Gregors Gutmütigkeit vielleicht nur aus um ein gehobenen Lebensstil zu genießen? Die Bedeutung der merkwürdigen Untermieter ist mir noch nicht so klar. Stehen sie für die Mehrheit der Gesellschaft, die meint, sich ein Urteil über einen Menschen (in diesem Fall Käfer) machen zu können aufgrund seines Äußeren? Und muss man dies auch gleich auf die Familie des Betroffenen projizieren und ausgrenzen? Meiner Meinung nach möchte Kafka auf Missstände der Gesellschaft, aber auch innerhalb der Familie hinweisen.
Kafkas Schreibstil ist einfach und kommt ohne Fremdwörter oder Fachbegriffe aus. Das Werk lässt sich gut lesen und manchmal kommt sogar ein bisschen Spannung auf. Die wahren Hintergründe, seine eigenen Gedanken, gibt Kafka nicht preis und gerade das macht seine Werke so einzigartig und stellen eine Herausforderung an den Leser dar. Eine endgültige, richtige Interpretation gibt es nicht! Mich würde es allerdings brennend interessieren, was sich der Schriftsteller bei "Die Verwandlung" gedacht hat. Schade, dass wir es nicht mehr erfahren werden...
So Jun 26, 2011 8:42 pm